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Evangelische Stiftung Hephata

Jeder Mensch kann einen Beitrag leisten. Davon ist die Evangelische Stiftung Hephata überzeugt. Erleben Sie gemeinsam mit Hephata, was alles geht. Erleben Sie, wie vielfältig die Beiträge sind, die Menschen mit Behinderung für sich und die Gesellschaft leisten. Entdecken Sie die Perspektiven selbstbestimmten Lebens, die mit Hephata möglich sind.

Und wenn auch Sie einen Beitrag leisten möchten, sei es als Geschäftspartner, sei es als Nutzer von Hephatas Dienstleistungen, als Mitarbeiter oder Förderer, Sie sind bei Hephata jederzeit willkommen. Wenn etwas geht, macht Hephata es möglich.

Aus aktuellem Anlass

Am 20. November 2023 ist Anette Kurschuss als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands zurückgetreten und aus dem Rat ausgeschieden. Als Grund dafür gab sie einen Konflikt zwischen Betroffenen von sexualisierter Gewalt und sich selbst als Amtsträgerin an.

Der Evangelischen Stiftung Hephata ist es in diesem Zusammenhang ein Herzensanliegen, allen von der Stiftung und ihren Gesellschaften betreuten Menschen, deren Angehörigen, Freundinnen und Freunden und natürlich auch den Mitarbeitenden zuzusichern:

"Wir als Evangelische Stiftung Hephata wollen Gewalt in allen unseren Einrichtungen möglichst ausschließen, da wir uns unseren Kernwerten Leben, Liebe, Freiheit, Fairness und Zuversicht verpflichtet fühlen. Wir wollen Menschen bei Hephata vor möglichen Gewalterfahrungen schützen.

Gewalt hat viele Erscheinungsformen und kein Lebensbereich ist grundsätzlich vor ihr geschützt. Sie kann mit Worten ausgeübt werden oder mit Gesten, mit körperlichen Attacken oder sexuellen Übergriffen. Gewalt kann Vertrauen und Selbstbewusstsein zerstören, Ängste auslösen, Traumata verursachen, kann Leib und Leben zerstören.

In der Bibel finden sich viele Schilderungen gewalttätigen Verhaltens in unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Sie weiß, dass der Mensch prinzipiell zu gewalttätigem Verhalten fähig ist. Aber sie enthält auch die klare Aufforderung, Gewalt nicht anzuwenden: „Du sollst nicht töten!“, heißt es zum Beispiel in den Zehn Geboten. Und: Gewalt soll nicht mit Gegengewalt begegnet werden. Jesus lehrt die Seinen, auch die Feinde zu lieben, von denen er selbst mehr als genug hatte. Ihm ging es um die wirkliche Überwindung von Gewalt und er sorgte mit Sätzen wie „Wenn Dich einer auf die linke Wange schlägt, so halte ihm auch die rechte hin“ für eine bis heute andauernde Provokation.[1]

Diese Denkweise ist im Laufe der Geschichte in Richtung Prävention und Deeskalation entwickelt worden. In dieser Tradition stehen auch wir als evangelische Stiftung mit einem Gewaltschutzkonzept. Es kommt uns darauf an, vor Gewalt in ihren unterschiedlichsten Formen zu schützen, was damit beginnt, Mitarbeitende für die möglichen Erscheinungsformen zu sensibilisieren, und Mechanismen einzuziehen, sie möglichst zu verhindern, zum Beispiel durch gezielte Schulungen. Neben deeskalierenden Maßnahmen werden vor allem vorbeugende Maßnahmen in den Blick genommen. Unsere Strukturen werden auf mögliche Gewalt fördernde Aspekte untersucht und mit dem Ziel der Gewaltprävention stetig weiterentwickelt. Und wenn es trotz aller Maßnahmen dennoch zu gewalttätigem Verhalten kommen sollte, geht es uns um einen angemessenen Umgang damit, der je nach Fall auch arbeitsrechtliche oder strafrechtliche Konsequenzen beinhaltet.

Es gibt bereits seit etlichen Jahren Gewaltschutzkonzepte in der Stiftung, in den Gesellschaften und in den Schulen Hephatas, die stetig weiterentwickelt werden."

Dr. Harald Ulland & Verena Hölken
Vorstand der Evangelischen Stiftung Hephata, im November 2023

 

[1] Matthäus 5,38-42, Sprüche 25,21-22

2010: Hephata zu Verstößen gegen die Selbstbestimmung und Menschenwürde

Misshandlungen und Übergriffe prägten den Alltag in Anstalten und Heimen in beiden Teilen Deutschlands vor allem in den 50er, 60er und 70er Jahren, teilweise sogar bis in die 90er Jahre hinein. Das Buch „Schläge im Namen des Herrn“, aber auch die jüngsten Veröffentlichungen zahlreicher solcher Fälle haben diese bittere Wahrheit ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.

Als eine der ältesten Einrichtungen für Menschen mit Behinderung hat auch die Evangelische Stiftung Hephata Anteil an der Geschichte der „schwarzen Pädagogik“ in der Nachkriegszeit und möchte nicht den Anschein erwecken, dass es anders gewesen sei (siehe „Westdeutsche Zeitung“ vom 08.04.2010). Hephata bedauert jedes geschehene Unrecht zutiefst.

Ein ehrlicher Umgang mit ihrer Geschichte gehört zu den Prinzipien, unter denen die Stiftung ihre Arbeit heute wahrnimmt. So heißt es in ihrem Leitbild: „Wir wissen um Brüche in der Geschichte Hephatas. Dass in Hephata auch Unrecht geschehen ist, mahnt, verpflichtet und motiviert uns, für die Würde und das Recht auf Leben, für Glück und Freiheit eines jeden Menschen einzutreten.“

Seit Mitte der 90er Jahre und dem damaligen Neuanfang unter Johannes Degen und Klaus-Dieter Tichy hat sich die Stiftung Hephata intensiv mit den Ursachen und Rahmenbedingungen der „schwarzen Pädagogik“ in Anstalten und Heimen befasst und in der Folge ihre eigene Arbeit fundamental verändert:

  • Schon mit Gründung der Schule für Heilerziehungspflege im Jahr 1970 war dem eklatanten Ausbildungsmangel in der Heilerziehungspflege begegnet worden.
  • Mit der vollständigen Auflösung der Anstaltsstruktur als einer geschlossenen Sonderwelt wurden entscheidende Rahmenbedingungen für Übergriffe und deren Vertuschung zerstört.
  • Mit den Zielwerten „Assistenz – Selbstbestimmung – Integration“ wurden das Berufsethos und die auch arbeitsrechtlich relevanten Qualitätsmerkmale neu definiert.
  • Mit dezentralen Wohnangeboten und dem Konzept eines „Lebens in Nachbarschaft“ wurde für Transparenz nach außen, mit einem effektiven Qualitätssicherungssystem und einem strikten Verhalten bei Regelverstößen für Transparenz nach innen gesorgt.
  • Als Mitglied des Brüsseler Kreises sowie als Gründungsmitglied der Bundesinitiative „Daheim statt Heim“ setzt sich Hephata offensiv ein für einen Wettbewerb, der den Klienten Wahlmöglichkeiten bezüglich ihres Assistenzbedarfes eröffnet und auch bei intensivem Betreuungsbedarf Alternativen zur Unterbringung im Heim bietet.
  • Im Rückblick auf „150 Jahre Hephata“ im Jahre 2009 war die Stiftung um einen ehrlichen Umgang mit ihrer Geschichte bemüht, wie es besonders im HephataMagazin 20/2009 und in der Wanderausstellung „Menschen mit Behinderung – versteckt, verwahrt, gefördert, inkludiert“ zum Ausdruck kam.
  • Seit Einrichtung der Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ arbeitet die Stiftung Hephata betroffenen ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern intensiv zu und unterstützt sie so weit wie eben möglich bei der Beschaffung notwendiger Unterlagen. Sie pflegt dabei auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen, wie etwa dem Verein „1. Community Mönchengladbach e. V.“.

All diese Maßnahmen können geschehenes Unrecht nicht ungeschehen machen. Hephata bedauert dies zutiefst und bittet Menschen, die Opfer von Übergriffen wurden, sich direkt an die Stiftung zu wenden. Dass in Hephata auch Unrecht geschehen ist, verpflichtet und motiviert uns, in Gegenwart und Zukunft für die Würde und das Recht auf Leben, für Glück und Freiheit eines jeden Menschen einzutreten.

Christian Dopheide & Klaus-Dieter Tichy
Vorstand der Evangelischen Stiftung Hephata, im September 2010