Ein Ort stellt Fragen – Der Friedhof am Benninghof

Besucht man einen Friedhof wird man unweigerlich mit den Grundfragen menschlichen Lebens konfrontiert. Es sind die Fragen zwischen Leben und Tod, die Frage der Vergänglichkeit und Begrenztheit menschlichen Lebens, des Erinnerns und des Vergessens.

Friedhöfe geben in ihrer Anlage und Ausgestaltung darauf eine implizite Antwort und sie regen an, über die Fragen des Lebens nachzudenken:

  • Wo gehe ich hin?
  • Wo komme ich her?
  • Was bleibt, wenn ich nicht mehr da bin?
  • Was ist der Sinn meines Lebens?

Genau diese Fragen leiten auch die inhaltlichen Überlegungen zur Gestaltung des Alten Friedhofs am Benninghof. Da seit 2009 an diesem Ort keine Menschen mehr beigesetzt werden, und sich seitdem viel auf dem Gelände veränderte, drohte der Ort z.B. durch Maßnahmen der Dezentralisierung in Vergessenheit zu geraten.

Erst die kurzfristige Schließung des alten Zuwegs und die daraufhin eingehenden Beschwerden von Angehörigen und Freunden, die Sorge hatten, der Friedhof könne ganz geschlossen werden, machten deutlich, dass dieser Ort gerade auch für Menschen, die nicht mehr auf dem Gelände wohnten, ein Ort des „Zurückkommens“ und der Verbindung mit geliebten Menschen ist.

Um diesem Bedürfnis, sich zu erinnern und auch die Geschichte dieses Ortes in Erinnerung zu halten, Rechnung zu tragen, soll an die dort begrabenen Menschen mit O-Tönen erinnert werden. O-Töne sind erzählte Erinnerungen, Geschichten, Lustiges und Trauriges, zu denen Menschen, die noch heute auf dem Gelände wohnen oder sich an anderen Orten erinnern, interviewt werden.

Diese Geschichten sollen über QR-Codes für alle Besucher des Friedhofs zugänglich gemacht werden und einladen, diesen Ort und seine Erinnerungen kennenzulernen.

Zugleich regen sie alle Besucher an, sich persönlich zu erinnern, ins Nachdenken über die eigene Familie und die Menschen, die bereits gestorben sind, zu kommen.

So kann der umgestaltete Friedhof zu einem Ort der „originalen Begegnung“ werden, der Menschen zum Fragen animiert, weil er selbst Fragen aufgibt.

Als regional bedeutsamer Lernort, soll der Friedhof auch ein Ort sein, auf dem religiöse Sprach- und Deutungsangebote zu entdecken sind und der Religion sinnhaft erleben lässt. Dies ist vor allem für jüngere Menschen, die zu den Verstorbenen keine Beziehung haben, aber vielleicht von eigenen Erfahrungen des Verlustes und der Trauer betroffen sind, eine Chance der Auseinandersetzung.

Gerade auf dem Hintergrund einer sich wandelnden Friedhofskultur, einer abnehmenden Selbstverständlichkeit in der Begegnung mit diesem Ort (z.B. der sonntägliche Besuch auf dem Friedhof) und der gleichzeitigen Omnipräsenz des „Todes“ in den sozialen Medien, soll der Friedhof am Benninghof auch Raum geben für die Erfahrung von Stille und Impulse setzen, um über Leben und Tod nachzudenken.

Dazu soll im vorderen Teil des Geländes ein Bibelgarten angelegt werden, durch den ein Weg führt, an dessen Ende die neue Kreuzsteele steht. Auf diesem Weg gibt es Haltepunkte, an denen biblische Geschichten erzählt werden, die von Schülerinnen und Schülern der Hephata-Förderschule in einem Medienprojekt erarbeitet werden.