Wo ein Willi, da ein Weg

Immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, schlechte Laune kennt er nicht. So ist Wilhelm Beck, besser bekannt als „Willi aus der Schreinerei“.

Das ist schon bemerkenswert, weil eine ganz normale Kindheit hatte Willi nicht. Sicherlich ist er nicht der Einzige, der eine schwere Kindheit hinter sich gelassen hat. Er hat sie aber getragen, ohne verbittert zu werden und hat das Beste draus gemacht.

„Mit gerade mal zwei Jahren wurden meine vier Geschwister und ich vom Jugendamt aus dem Elternhaus geholt. Mein Zwillingsbruder und ich wurden dann gemeinsam in einem Kinderheim in Grefrath untergebracht. Nach einigen Jahren mussten wir nach Tönisvorst umziehen.  An diese Zeit habe ich leider weniger gute Erinnerungen“, erzählt er.

„Mit neun Jahren wurden wir dann in die Stiftung Hephata aufgenommen. Auch dieser neue Lebensabschnitt war geprägt von wenig Liebe und einer altmodischen Pädagogik. Ich wohnte in verschiedenen Wohngruppen, mit immer weniger Betreuung. In meinen letzten Jahren in Hephata wurde ich durch den Mopäd (Mobilen Pädagogischen Dienst) unterstützt. Seit 2006 wohne ich mit meiner Frau eigenständig in einer Wohnung. Unsere Wohnung ist 75 qm groß und liegt im schönen Ortsteil Windberg, wo wir uns endlich zuhause fühlen. Zu unseren Nachbarn haben wir auch einen guten Kontakt.

Letztes Jahr habe ich meine Freundin Angela zur Frau genommen. Die Feier fand in unserem Garten statt. Ich habe sie vor knapp 30 Jahren in den Hephata Werkstätten kennengelernt. Ich bin sehr glücklich mit ihr, aber den Heiratsantrag hat sie gestellt“, sagt er mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.

Nach 29 Jahren Verlobung hat sie dann die Initiative ergriffen. „Wir erleben viele Dinge gemeinsam. Unter anderem gehen wir gemeinsam zum Motorrad-Gespannfahrertreffen von Hephata. Das Motorrad-Wochenende in Kalkar mache ich aber allein. Manchmal möchte ich auch Zeit für mich haben.“

Und Willi erzählt über seine Einstellung zum Leben: „Woher ich mein Durchsetzungsvermögen habe, kann ich nicht so einfach erklären. Mein Lebensmotto ist: Das Leben geht immer weiter, entweder vorwärts oder rückwärts! Ich wollte immer in der Schreinerei arbeiten. Seit 1984 arbeite ich dort, mittlerweile bin ich der Dienstälteste und bekannt wie ein bunter Hund. Genau aus diesem Grund möchte ich auch noch nicht in Rente gehen, obwohl ich das schon längst könnte. So meisterte ich auch den Motorrad-Führerschein, obwohl niemand Vertrauen in mich setzte.“

Ein ganz einschneidendes Erlebnis hat er mit seiner Einstellung zum Leben bewältigt: „Meinen Schlaganfall in 2002 habe ich durch meine positive Einstellung gemeistert. Durch dieses Erlebnis habe ich sogar mit dem Rauchen aufhören können. Die damit entstandene Gewichtszunahme von fast 30 Kg habe ich durch eine strikte Diät ebenfalls gemeistert. Trotz vieler Schwierigkeiten habe ich nie mein Lebensglück verloren“, sagt Willi und lächelt zufrieden.

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