Ur-Bäume und „Baum-Perlen“

Auf dem Parkgelände der Stiftung in Mönchengladbach von Matthias Nickel

„Tief in der Erde verwurzelt, hinauf zum Kosmos strebend, unumstößlich robust, zart verästelt und so viel älter als das Menschgeschlecht“, mit diesen Worten aus dem altisländischen Edda-Epos sind Buchen – die Ur-Bäume auf dem Hephata-Stiftungsgelände in Mönchengladbach - wohl sehr treffend beschrieben.

Die acht alten Buchen - neben dem Platz des Gedenkens an die Euthanasie-Opfer  - sind wohl mit Abstand die ältesten „Bewohner“ Hephatas. Mit ihren fast 200 Jahren sind sie  - dendrologisch betrachtet - eben der Pubertät entwachsen. Für Generationen von Menschen waren sie schon lebenswichtiger Sauerstofflieferant. Selbst unsere Luft, die wir heute zum Leben brauchen, ist - teilweise wenigstens - der Atem der Bäume. Und nicht nur bei Unwetter heißt es „Buchen sollst du suchen, aber Eichen sollst du weichen.“ Auch an heißen Sommertagen sind sie wasserverdunstende Klimaanlagen und effektive Kohlendioxidspeicher.

Buchen, bot. Fagus sylvatica, lieben wintermildes und sommerkühles, feuchtes ozeanisches Klima. Gebiete mit strengen Winter- und Spätfrösten und starker Trockenheit mögen sie gar nicht. Das bedeutet, dass durch den Klimawandel diese Baumgattung ordentlich Stress bekommen wird. Besonders faszinierend übrigens auch was eine aktuelle Studie der RWTH Aachen erforscht hat: „Buchen im Reinbestand gleichen im Blick auf die Stärken und Schwächen sich untereinander aus. Bäume, die am Standort optimal mit Wasser und Licht versorgt werden, geben den Exemplaren, die standortbedingt weniger haben, über das unterirdische Wurzelsystem Hilfsleistungen ab.“

Auch Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz kommt beim Anblick von Buchen ins Schwärmen und schreibt in seinem Gedicht „Bei der Erinnerung des Buchenwaldes bei Lüttenhagen“:

„Unter meinen alten Buchen,
die wie Himmelssäulen stehn,
Möcht ich dich , o Ruhe, suchen,
Möcht den Himmel wiedersehen, (…)
Dies Gewölbe mir ersetzen
Kann nicht Mailands hoher Dom, (…)

Weitere „Baum-Perlen“ auf dem Gelände

Nach dem zweiten Weltkrieg von März 1947 bis Juni 1970 war Gärtnermeister Josef Potocnik für die Gestaltung des Hephata-Geländes zuständig. Ihm sind die Grundanlage des Parks mit den charakteristischen „Mäuerchen“ ebenso zu verdanken wie die heute dort wachsenden besonderen Bäume – „Baum-Perlen“. Sicher hatte er schon die Idee, aus dem Gelände einen Wohlfühlpark erwachsen zu lassen.

Atlas-Zeder (Cedrus atlantica)

Die Heimat der Atlas-Zeder ist das nordafrikanische Atlas- und Rif-Gebirge. Sie wurde im Jahr 2013 in die Rote Liste gefährdeter Pflanzenarten aufgenommen. Aber das natürlich weil ihr Holz schon zu biblischen Zeiten begehrt war. Die Balken des ersten Tempels in Jerusalem sollte Salamon aus Zedernholz bauen. Aus dem Zederstammholz wurden Balken für die Decken und Türen. Außerdem lässt sich aus dem  Zedernholz Zedernöl herstellen. Es verströmt einen angenehm herben Duft, der dem von Sandelholz nicht unähnlich ist.

Blauglockenbaum  (bot. Paulowna tomentosa)

Benannt nach der niederländischen Kronprinzessin und späteren Königin Anna (Pawlowna), die eine Tochter des russischen Zaren Paul I war.

Japanische Zierkirsche (bot. Prunus serrulata Kanzan)

Unser Hanami-Baum auf dem Gelände. Hanami Hanami, ist die japanische Tradition, in jedem Frühjahr mit dem sogenannten „Kirschblütenfesten“ die Schönheit der in Blüte stehenden Kirschbäume zu feiern. Je nach Witterung von Ende März bis Anfang Mai.

Die Gleditschien (bot. Gleditsia), oder Lederhülsenbäume

Auffallender als seine Blüten sind die großen, platten, hängenden Hülsenfrüchte, die zu dem Namen „Lederhülsenbaum“ geführt haben. Sie enthalten ein süßes, essbares Fruchtfleisch und verfügen über festschalige Samen.

Hänge-Buche (bot. Fagus sylvatica var. pendula) oder auch Trauer-Buche

Ihre Wuchsform ist am ehesten mit der Form einer Wasserfontäne vergleichbar. Der Stamm strebt erst zielstrebig nach oben und bildet dann Äste aus, die bogig die Wuchsrichtung ändern, sich zuerst waagerecht ausbreiten, um ihre Zweige dann fast senkrecht zu Boden hängen zu lassen.

Riesenmammutbaum (bot. Sequoiadendron giganteum)

Auch Berg-Mammutbaum oder Wellingtonie genannt. Er ist an den Westhängen der Sierra Nevada in Kalifornien beheimatet. Dort kann er über 100 Meter hoch werden. Fossilienfunde belegen, dass diese Art bereits vor 15 Millionen Jahren im Westen der heutigen USA heimisch war.

Der Tulpenbaum (bot. Liriodendron tulipifera)

Seine Blüten gaben dem Baum seinen Namen. Die Blütezeit reicht von April bis Mai. Die Blüten stehen einzeln an Zweigen. Sie sind beim Aufblühen zunächst becherförmig, später öffnen sie sich weiter und werden glockig.

 

Ein Ausblick auf die Park- bzw. Quartiersentwicklung

Der Vituspark, der dem neu entstandenen „Quartier am Vituspark“ den Namen gegeben hat, ist eigentlich nur ein Wurmfortsatz des Hephata Stiftungsgeländes, welches den eigentlichen Park darstellt. In der Stadtentwicklungsstrategie ist dieses Gelände bisher leider etwas vernachlässigt worden. Es hat aber ein Riesenpotential und spielt eine entscheidende Rolle für die Lebensqualität der Menschen, die hier arbeiten und für die Bewohner der angrenzenden Wohngebiete. Neben seinen botanisch wertvollen „Baum-Perlen“, dem kleinklimatischen Einfluss und Erholungseffekt bietet es Orte für Ruhe, Sport und Spiel. Zusätzliche Angebote wie ein Naturlehrpfad, Aktivgeräte für Jung und Alt und mit passenden Sitzmöbeln ausgestattete Outdoor-Chillout-Ecken könnten das Stiftungsgelände auch in Zukunft weiter in Richtung Wohlfühlpark entwickeln. Lassen Sie sich einladen, den „Hephata-Park“ bei Ihrem nächsten Spaziergang zu entdecken.

 

Matthias Nickel ist Dipl. Ing. FH Garten-und Landschaftsarchitekt und Betriebsstättenleiter des Hephata Garten-Shops in Mönchengladbach. Sein Team ist verantwortlich für die Pflege und Entwicklung der Parkanlage Stiftungsgelände.

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