Beratungsstellen unterstützen fachkundig schädelhirnverletzte Menschen und ihre Angehörigen – und sind deutschlandweit miteinander vernetzt

Beratungsstellen unterstützen fachkundig schädelhirnverletzte Menschen und ihre Angehörige – und sind deutschlandweit miteinander vernetzt

Ein Schädelhirntrauma stellt von einer Sekunde auf die andere das gesamte Leben auf den Kopf. Eine derart schwere Verletzung braucht viel Zeit, um zu heilen, viel Geduld des Verletzten und seiner Angehörigen sowie viel Hilfe von außen. Diese Hilfe bieten die hoch spezialisierten Beratungsstellen im `Bundesweiten Netzwerk Beratung für Menschen mit erworbener Hirnschädigung´ (BNB MeH) seit nunmehr zehn Jahren. Die mittlerweile 24 angegliederten Beratungsstellen unterstützen Betroffene sowie ihre Angehörigen nachhaltig und dauerhaft, begleiten sie und stehen ihnen bei allen Fragen rund um den langwierigen neurologischen Reha-Prozess mit Rat und Tat zur Seite. Auszeichnung und Anerkennung zugleich ist die Möglichkeit, die Arbeit des BNB am 10. Dezember auf dem gemeinsamen Jahreskongress der DGNR (Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation) und der DGNKN (Deutsche Gesellschaft für Neurotraumatologie und klinische Neurorehabilitation) vorstellen zu können.

Gegründet hat sich das BNB MeH im Rahmen des 4. Nachsorgekongresses der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung. „Damals waren die Beratungsstellen, die es zu diesem Zeitpunkt in Deutschland gab, überhaupt nicht im Austausch miteinander“, erklärt der Neuropädagoge Christian Houben, einer der Sprecher des Netzwerks. „Das wollten die Beteiligten ändern und unter anderem klären, welche Fragen und Wünsche immer wieder aufkommen und welche Lösungen es geben kann.“ Schnell kristallisierte sich unter anderem heraus, dass eine einheitliche Linie bei der Beratung sinnvoll ist, ob sie nun in München, Berlin oder Köln erfolgt.

Daher hat das BNB MeH Leitlinien für seine Mitglieder entwickelt, die Voraussetzung für eine Teilnahme am Netzwerk sind. So müssen die Angebote kostenlos und die Beratungsstellen unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Trägern sein. „Wir achten zudem sehr darauf, dass einheitliche Qualitätsstandards eingehalten werden“, erklärt Amrei Neißner, die für die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung im BNB aktiv ist. „Es gibt Aspekte in einem Beratungsgespräch, auf die man achten muss. Dazu gehört auch eine explizite Förderung von aktiver Teilhabe.“ Hierfür ist eine sogenannte neurokompetente Beratung eine wichtige Voraussetzung. Dazu müssen die Beratenden über ein besonderes Wissen zu Hirnschädigungen, deren sichtbaren und unsichtbaren Folgen sowie über den neurologischen Rehabilitationsprozess verfügen. Nach einem solch traumatischen Ereignis verändert sich oft die gesamte Lebenssituation. Daher erfolgt die Beratung mit einem umfassenden Blick auf die individuelle Situation der Ratsuchenden.

Die Vermittlung von Informationen, wie z. B. zum Krankheitsbild, zuständigen Kostenträgern oder möglichen Leistungsansprüchen in den unterschiedlichen Phasen der Rehabilitation spielen in der Beratung eine wichtige Rolle. Die Mitglieder des BNB MeH übernehmen zudem eine Lotsenfunktion zu spezialisierten und wohnortnahen Unterstützungsmöglichkeiten. Darüber hinaus wird die psychosoziale Situation der Ratsuchenden berücksichtigt und mit ihnen gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten für den Umgang mit der Belastung, dem Stress und der Trauer gesucht. Um ihre Neurokompetenz weiter auszubauen, sind Fortbildung und Austausch untereinander verpflichtend. „Wir wollen die Ratsuchenden in ihren Kompetenzen, in ihrer Selbstbestimmung und ihrer Selbstverantwortung stärken – das muss immer das oberste Ziel sein.“

Dabei ist die Beratung nur selten singulär. „Egal in welcher Phase jemand zu uns kommt, begleiten wir ihn oder sie so lange wie nötig, auch wenn das Jahre dauern kann“, erklärt Neißner. „Dabei richten wir uns ausdrücklich nicht nur an Betroffene, sondern auch an die Angehörigen“, fügt Houben an. „Diese Personengruppe ist ansonsten im Nachsorgeprozess schnell vernachlässigt, aber auch sie muss sich mit existenziellen Fragen auseinandersetzen. Wir können zwar keine therapeutische Hilfe anbieten, wohl aber eine psychosoziale. Bei uns findet jeder Gehör“

Das BNB MeH ruft andere Beratungsstellen ausdrücklich dazu auf, sich den Beratungsstandards und dem Netzwerk anzuschließen, um so die Angebote für Menschen mit Schädelhirnverletzungen noch weiter zu verbessern. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.bnb-meh.de.

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